Anil+Rao%2C+Principal++Analyst+and+Lead+Analyst+for+Network+and+Service+at+Analysys+MasonAnil Rao ist Principal Analyst und Lead Analyst im Bereich Network and Service Automation Research bei Analysys Mason und befasst sich mit einer ganzen Reihe an Themen zu bestehenden und neuen Betriebssystemen, welche die digitale Transformation von Betreibern unterstützen. Sein Schwerpunkt ist u. a. die Automatisierung der Serviceerstellung und -bereitstellung sowie der Servicebetrieb in NFV/SDN-basierten Netzwerken, 5G, IoT und Edge-Clouds, der Einsatz von Analytik, ML und KI zur Steigerung der betrieblichen Effizienz und Agilität und die breiter gefassten Anforderungen an die Betriebsautomatisierung und Zero-Touch-Netzwerke.

Fragmentierte Branchenstandards haben die umfassende Einführung von Transport-SDN ausgebremst

Die Telekommunikationsbranche hängt von Standards ab, die es Anbietern von Netzwerkgeräten, Softwareanbietern, Systemintegratoren und Netzbetreibern ermöglichen, Produkte und Services schnell und maßstabgerecht zu erstellen und zu vertreiben, Probleme bei der Interoperabilität zu vermeiden und das Risiko von Anbieterwechseln zu verringern. In Bezug auf die Automatisierung von SDN und Transportnetzwerken hat die Branche in Sachen Standardisierung aber nur geringe Fortschritte erzielt. Branchenverbände wie IETF, MEF, ONF und TM Forum haben Beachtliches geleistet, was die Definition von Frameworks, Netzwerkkontrollarchitekturen und Schnittstellenspezifikationen für SDN-fähige, programmierbare Transportnetzwerke angeht. Diese Bemühungen erfolgten jedoch unabhängig voneinander, was fragmentierte Standards und proprietäre Implementierungen zur Folge hatte.

Eine Gruppe bestehend aus sechs führenden Betreibern versucht nun gemeinsam, dieses Thema direkt anzugehen. Das Ergebnis ihrer Bemühungen ist der Mandatory Use Case Requirements for SDN for Transport (MUST)-Workstream innerhalb der TIP OOPT-Arbeitsgruppe.

Der MUST-Workstream zielt darauf ab, die Herangehensweise der Telekommunikationsbranche zur Steuerung und Automatisierung von Transport-SDN zu vereinheitlichen

Der MUST-Workstream basiert auf den folgenden drei Hauptprinzipien:

  • Einrichten einer gemeinsamen Zielreferenzarchitektur für die Steuerung von Transport-SDN. Die Zielarchitektur umfasst eine Hierarchie aus SDN-Controllern. Die einzelnen Transportnetzwerkdomänen (IP, optisch und Mikrowelle) verfügen dabei über einen jeweils domänenspezifischen Multi-Vendor-SDN-Controller. Ein übergeordneter Multi-Domain-SDN-Controller stellt eine weitere Abstraktionsebene für Multi-Vendor-SDN-Controller bereit und ermöglicht so ein vereinheitlichtes Multi-Layer-Management aller Transportnetzwerke. Der Multi-Domain-Controller kommuniziert mit den Operations Support Systems (OSS) über standardbasierte offene APIs, um die Informationen abzurufen, die für die Serviceorchestrierung und -erfüllung und das vereinheitlichte Inventarmanagement erforderlich sind (Abbildung 1).
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Abbildung 1: Transport-SDN-Referenzarchitektur von Telefónica

  • Zusammenstellen relevanter Schnittstellen und des Daten/Service-Modells. Die übergeordneten Schnittstellen (Northbound Interfaces, NBIs) zwischen den Multi-Vendor-SDN-Controllern und dem Multi-Domain-SDN-Controller basieren auf RESTCONF. YANG und NETCONF werden für die Datenmodelle verwendet. IETF entwickelt die NBI für IP/MPLS-Netzwerke, für das optische Netz wurde die ONF-Transport-API ausgewählt und die Standardisierung der NBI für das Mikrowellennetzwerk läuft noch.

  • Einführen einer agilen, anwendungsfallbasierten Herangehensweise zur Operationalisierung des Transport-SDN. CSPs definieren und priorisieren die Anwendungsfälle zur Implementierung durchgehend und können so fortlaufende Vorteile erzielen. Darüber hinaus werden die Spezifikationen für technische Anwendungsfälle (z. B. für die über- und untergeordneten Schnittstellen) zu einem zentralen Bestandteil des Lastenhefts eines Anbieters (beispielsweise im Rahmen einer Ausschreibung) und des Prozesses zur Lösungsentwicklung. So können CSPs von Anbietern die Einhaltung ihres Projektplans einfordern.

Zusammen mit den Spezifikationen für technische Anwendungsfälle sind diese Prinzipien die Grundlage, anhand derer CSPs, Normungsgremien und Anbieter zusammen an einer gemeinsamen, standardisierten Architektur arbeiten können.

Telefónica verwendet das MUST-Framework als Teil der iFUSION-Strategie zum Automatisieren seiner Transportnetzwerke

In Übereinstimmung mit dem MUST-Framework hat Telefónica Deutschland eine hierarchische SDN-Controller-Architektur für sein teilweise disaggregiertes optisches Netzwerk implementiert, die entkoppelte offene Terminals (OTs) und ein offenes Leitungssystem (OLS) umfasst. Das Unternehmen nutzt MDSO von Blue Planet als Multi-Vendor-SDTN-Controller (softwaredefiniertes Transportnetzwerk) für das Management des optischen Multi-Vendor-Netzwerks. Der CSP hat ausgehend von dem MUST-Framework fünf zentrale Anwendungsfälle für die Netzwerkautomatisierung implementiert: automatisierte Netzwerkermittlung, OT-Inventarerkennung, Servicetopologie-Management, Service-Management und Alarm-Management.

Mehr über diese Nutzung finden Sie in der Analysys Mason-Fallstudie: Telefónica Deutschland geht eine Partnerschaft mit Blue Planet ein, um seine iFUSION-Transport-SDN-Strategie umzusetzen

Der MUST-Workstream ermöglicht CSPs die Kontrolle über ihre Zukunft

Die große Bandbreite an SDN-Standards und Frameworks für die Automatisierung hat zu Verwirrung geführt und die Automatisierung der Transportnetze ausgebremst. Sie hat es CSPs aber auch ermöglicht, wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen und eigene Erfahrungen beim Erstellen und Operationalisieren von SDN-basierten Transportnetzwerken zu sammeln. CSPs müssen nun auf dieser Erfahrung aufbauen und die Geschwindigkeit bei der Netzwerkautomatisierung gemeinsam erhöhen, um nicht nur differenzierte und agile Konnektivitätsservices bereitzustellen, sondern auch um die Grundlage für die Unterstützung neuer 5G-Services wie auf Netzwerk-Slices basierende Unternehmensservices zu schaffen.

Der Erfolg von CSPs bei der Automatisierung hängt von den Anbietern ab, mit denen sie zusammenarbeiten. Die Anbieter benötigen jedoch eine klare Richtungsvorgabe für ihre Produktstrategien. Die Fragmentierung der Branche hat Anbieter dazu gezwungen, Produkte zu entwickeln, die verschiedene Standards und Spezifikationen erfüllen, was die Entwicklung von Innovationen insgesamt ausbremst. Gleichzeitig haben Anbieter proprietäre Lösungen entwickelt, um wettbewerbsfähig zu bleiben und die Anforderungen von CSPs zu erfüllen, die mit den Implementierungen voranschreiten möchten, um sofort geschäftliche Ziele zu erreichen. CSPs und Anbieter merken jedoch, dass dies keine effiziente Möglichkeit zum Skalieren ihrer Unternehmen ist.

Der MUST-Workstream schafft ein Gleichgewicht zwischen den Anforderungen von CSPs und Anbietern und kann dabei alle Vorteile der Standardisierung sichern. Das funktioniert jedoch nur, wenn CSPs und Anbieter die richtigen Maßnahmen ergreifen. CSPs erhalten so die Kontrolle über ihre Strategien zur Automatisierung ihrer Transportnetzwerke und können die Automatisierung beschleunigen, ohne im Bereich der Standards Kompromisse eingehen zu müssen. Auch die Anbieter erhalten so Sicherheit und klare Vorgaben, sodass sie Ressourcen effizient für die Entwicklung einsetzen, schneller Innovationen schaffen und ein rentables Unternehmen aufbauen können.

Sechs führende Telekommunikationsanbieter (CSPs) – Deutsche Telekom, MTN, Orange, Telefónica, Telia Company und Vodafone – arbeiten gemeinsam daran, die offene Transport-SDN-Architektur zu standardisieren und eine herstellerunabhängige Netzwerkprogrammierbarkeit zu erreichen. Die vorwiegend sehr unterschiedlichen SDN-Standards und Frameworks für die Automatisierung haben zu Verwirrung geführt und die Automatisierung der Transportnetze ausgebremst. Diese Zusammenarbeit ist daher ein wichtiger Meilenstein. CSPs übernehmen die Kontrolle über den Standardisierungsprozess, und zwar nicht nur, um die Automatisierung der Transportnetzwerke zu beschleunigen, sondern auch als Vorbereitung auf das 5G-Network-Slicing.

Sechs führende Telekommunikationsanbieter (CSPs) – Deutsche Telekom, MTN, Orange, Telefónica, Telia Company und Vodafone – arbeiten gemeinsam daran, die offene Transport-SDN-Architektur zu standardisieren und eine herstellerunabhängige Netzwerkprogrammierbarkeit zu erreichen. Die vorwiegend sehr unterschiedlichen SDN-Standards und Frameworks für die Automatisierung haben zu Verwirrung geführt und die Automatisierung der Transportnetze ausgebremst. Diese Zusammenarbeit ist daher ein wichtiger Meilenstein. CSPs übernehmen die Kontrolle über den Standardisierungsprozess, und zwar nicht nur, um die Automatisierung der Transportnetzwerke zu beschleunigen, sondern auch als Vorbereitung auf das 5G-Network-Slicing.

Die CSPs arbeiten in der TIP OOPT-Projektgruppe (Telecom Infra Project Open Optical and Packet Transport) zusammen und haben einen neuen Workstream mit dem Titel „Mandatory Use Case Requirements for SDN for Transport“ (MUST) gestartet. Diese Gruppe erstellt Spezifikationen für technische Anwendungsfälle und konzentriert sich dabei auf zentrale Themen wie die teilweise Disaggregation optischer Netzwerke, die Koordinierung von IP- und optischen Multi-Domain- und Multi-Layer-Lösungen und das Network-Slicing. Sie hat bereits ein Whitepaper veröffentlicht (Open Transport SDN Architecture Whitepaper), das umfassende Erläuterungen zur MUST-Initiative enthält.