IP-Routing-Experten sprechen schon seit Jahren über die möglichen geschäftlichen Vorteile des Konvergierens von IP und Optik. Wenn ich mir meinen eigenen Lebenslauf anschaue, fällt mir sofort ein Projekt ca. aus dem Jahr 2015 ins Auge, bei dem ich „das Konvergieren von IP und Optik erfolgreich am Markt positioniert“ habe. Warum also versuchen wir, jetzt wo 2022 praktisch schon vor der Tür steht, immer noch, den Dingen irgendwie auf den Grund zu gehen?

Gute Frage. Zeit und Blickwinkel sind zwei wunderbare Dinge. 2015 konzentrierte sich die Branche stark auf den angestrebten Nutzen des Konvergierens von IP und Optik, ließ dabei die erforderliche Technologie und den Business Case zur Rechtfertigung dieser Netzwerkweiterentwicklung jedoch links liegen. Damit sich konvergierte Netzwerke wirklich durchsetzen können, müssen sowohl die Technologie als auch die geschäftliche Motivation dahinter mit der Entwicklung Schritt halten. Haben wir dieses Ziel jetzt erreicht?

Schauen wir uns zunächst die Technologie an. Ja, sie holt so langsam auf. Dies zeigt sich beispielsweise anhand von Fortschritten im Bereich der Routing-Chips und der Miniaturisierung der WDM-Optik, dank derer sich an geeigneter Stelle und zum geeigneten Zeitpunkt neue Implementierungsmöglichkeiten für konvergierte IP/Optik-Lösungen ergeben. Auch bei der Routing-Software gibt es deutliche Fortschritte, die zu einer starken Reduzierung der Anzahl der im Netzwerk verwendeten Transport- und Serviceprotokolle für IP-Anwendungen führen. Statt zahlreicher Protokolle werden jetzt nur noch zwei verwendet: Segment Routing und EVPN.

Doch sind die Provider bereit?

Um zu validieren, inwiefern der Markt für das Konvergieren von IP und Optik bereit ist, hat Ciena gemeinsam mit Heavy Reading eine weltweite Umfrage durchgeführt. Ziel war dabei, aus dem Blickwinkel der Serviceprovider die Gründe für das Konvergieren von IP und Optik sowie die Strategien für die Umsetzung zu ergründen. Antworten kamen aus der ganzen Welt. Führungspersonen von über 220 Serviceprovidern aus dem Tier-1-Segment beteiligten sich an der Umfrage. Die Ergebnisse sind eindeutig.

Umfrage:

German results for heavy reading IP optical convergence survey results 3 questions

Business Case für das Konvergieren von IP und Optik

Es wird deutlich, dass Serviceprovider bereit sind, in das Konvergieren von IP und Optik zu investieren. Die nächste logische Frage, die sich stellt, lautet „Warum?“. Genauer gesagt: Welche wichtigen geschäftlichen Ergebnisse bilden für die Provider den Business Case im Hinblick auf das Konvergieren von IP und Optik?

Meiner Erfahrung nach basiert praktisch jeder überzeugende Business Case auf den folgenden Motivatoren:

  1. Auf einem lohnenden Ergebnis, das potenzielle Risiken aufwiegt, wie beispielsweise eine Steigerung des Umsatzes oder der Effizienz
  2. Auf einem Gefühl drohenden Unheils, das man nicht länger ignorieren oder aufschieben kann, wie beispielsweise schnell steigende Kosten und/oder die Angst, auf einem sich weiterentwickelnden Markt zurückzufallen und in Vergessenheit zu geraten

Aufgrund des aktuellen hohen Wettbewerbsdrucks spielen für Serviceprovider beide Motivatoren eine zentrale Rolle und bilden die Grundlage für den Business Case für das Konvergieren von IP und Optik.

Um neue Umsatzmöglichkeiten zu erschließen, müssen die Provider neue Services schnell einführen und die wachsende Nachfrage nach Kapazität am Edge des Netzes erfüllen. Gleichzeitig gehört 5G, zusammen mit IoT, inzwischen zum Mainstream und führt zur Entstehung einer sehr großen Anzahl neuer Services und Anwendungen, aufgrund derer der Datenverbrauch förmlich durch die Decke geht. Die Umsatzmöglichkeiten sind nicht von der Hand zu weisen und die Serviceprovider möchten diese Gelegenheit auf keinen Fall verpassen. Doch verfügen sie auch über die richtige Netzwerkarchitektur, um die Möglichkeiten gewinnbringend zu nutzen?

Hier kommt das drohende Unheil ins Spiel. Aktuell haben es viele Provider mit Metro- und Edge-Netzen zu tun, die vom Design her eher statisch sind und über separate Access- und Aggregation-Netze verfügen, die ursprünglich für die Unterstützung unterschiedlicher Anwendungen, Servicetypen und SLAs eingerichtet wurden. Diese Netzwerke sind nicht nur teuer im Betrieb, sondern werden auch Probleme haben, die Inhalte näher zu den Endbenutzern zu bringen. Schließlich erschwert auch die fehlende Betriebsautomatisierung und Programmierbarkeit der Netzwerkplattform die schnelle Einführung neuer Services und ein flexibles Verschieben der Datenverkehrsströme auf die richtigen Layer, um die Auslastung der Netzwerkkomponenten zu optimieren.

Als Heavy Reading die Serviceprovider fragte, wie wichtig das Konvergieren von IP und Optik im Hinblick auf die angestrebten geschäftlichen Ergebnisse sei, kristallisierten sich eine größere Netzwerkzuverlässigkeit (38 %) und Einsparungen bei den Investitionskosten (38 %) gefolgt von einer höheren Agilität bei der Bereitstellung neuer Services (33 %) als die drei wichtigsten treibenden Faktoren heraus. Auf den weiteren Plätzen folgten höhere Umsätze mit neuen Services, Einsparungen bei den Betriebskosten und eine höhere betriebliche Effizienz.

Abbildung 1: Nutzen des Konvergierens von IP und Optik
Quelle: Heavy Reading, „IP and Optical Convergence Global Survey“, Mai 2021 (n=220)

Nachdem uns die Informationen zu den angestrebten geschäftlichen Ergebnissen vorlagen, mussten wir in einem nächsten Schritt validieren, wie das Konvergieren von IP und Optik für die Serviceprovider genau aussehen soll. Betrachten sie die Aufgabe rein als das Konvergieren der physischen Netzwerk-Layer? Einblicke in diesen Bereich erhielten wir, als wir fragten, wie sie das Konvergieren von IP und Optik definieren:

German translation for heavy reading IP optical convergence survey results 1 question

Das ist ein durchaus interessantes Ergebnis, wenn man bedenkt, dass sich viele Anbieter seit einiger Zeit rein auf das physische Konvergieren von Netzwerken konzentrieren und dies natürlich auch die auf dem Markt geführte Debatte über das Konvergieren von IP und Optik prägt. Nun ist jedoch klar, dass Serviceprovider beim Konvergieren von IP und Optik ein anderes, größeres Endgame vor Augen haben – etwas, das unsere zahlreichen Kundengespräche ebenfalls gezeigt haben: die Verbesserung des gesamten Netzbetriebs.

Der Schlüssel für einen verbesserten Netzbetrieb

Für einen verbesserten Betrieb des gesamten Netzwerks benötigt man natürlich die richtige IP- und Optik-Technologie. Dennoch darf auch die wichtige Multi-Layer-Automatisierung nicht außer Acht gelassen werden. Im Grunde ist die Automatisierung beim Konvergieren von IP und Optik der entscheidende Faktor.

Es wäre jedoch kurzsichtig, zu sagen, es gäbe beim Konvergieren von IP und Optik keinerlei Hindernisse. Auf die Frage nach den größten Hindernissen bei der Umsetzung von Plänen zum Konvergieren von IP und Optik nannten 52 % der Serviceprovider die fehlende technologische Reife und 48 % das Fehlen eines standardisierten IP-Managements zwischen den IP- und Optik-Layern.

Dem stimmen wir eindeutig zu.

Aus diesem Grund hat sich Ciena beim Endgame in Bezug auf das Konvergieren von IP und Optik auf besondere Art und Weise positioniert. Ciena bietet innerhalb der branchenweit führenden kohärenten Optik nicht nur die erforderlichen Routing-Funktionen. Vielmehr führen wir auch das Link-Engineering durch, um Ihnen genau sagen zu können, wie die Performance der neuen Technologie in Ihrem Netz aussehen wird. Außerdem sorgen wir dafür, dass die Roadmap dieser Technologie mit dem fortschrittlichsten Multi-Layer-Domänencontroller der Branche abgestimmt wird. Manage, Control and Plan (MCP) von Ciena stellt eine einheitliche Oberfläche für automatisierte betriebliche Multi-Layer-Workflows von Layer 0 bis Layer 3 zur Verfügung.

Dieser ganzheitliche Ansatz auf Grundlage unserer Adaptive NetworkTM-Vision bietet unseren Kunden die Wahl dahingehend, wie sie ihre Netzwerke mit dem Ziel des Konvergierens von IP und Optik weiterentwickeln möchten. Wir wissen, dass jede Netzwerkumgebung einzigartig ist und dass es keine für alle passende Universallösung gibt. Natürlich steht auch die erstklassige Service-Organisation von Ciena für die Unterstützung bei der Netzwerktransformation durch das Konvergieren von IP und Optik bereit.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass unsere gemeinsam mit Heavy Reading durchgeführte Umfrage gezeigt hat, dass es den Serviceprovidern mit der Investition in konvergierte IP/Optik-Lösungen ernst ist. Die Provider blicken dabei über das rein physische Konvergieren hinaus. Vielmehr möchten sie die betrieblichen Abläufe über verschiedene Netzwerk-Layer hinweg straffen. Die Technologie dafür gibt es bereits und der Business Case kann nicht länger ignoriert werden. Sind Sie also für das große Endgame beim Konvergieren von IP und Optik bereit?